Der Frühling in der Wachau – traditioneller Beginn für den Seiberer Bergpreis in Weißenkirchen – 2016 nur mit wenigen Lancias
Der „Seiberer“ rief, und viele (300!) kamen, trotzten des kalten Wetters: auf dem Berg (!) Schneefall, unten bewölkt aber trocken. Wahlsonntag, die 50 Millionen teuren Autos waren ja bei der Südsteiermark-Classic, dabei der GAZ L1.
Die Fangemeinde ist und bleibt dem Seiberer Bergpreis treu, die Stammgäste kamen auch 2016. Wir reisten heuer wieder eine Nacht davor über die rechte Donauseite – fast kein Verkehr, noch keine Kreisverkehre und Begradigungen – an und kehrten im Presshaus Rossatzbach ein, exakt vis-a-vis Dürnstein, nach dem Motto: „Was ist Wein? – eingefangener Sonnenschein, der kann nie schädlich sein. Losung Müller-Thurgau, beides sehr zu empfehlen. Die standesgemäße Nächtigung erfolgte im Hotel Alte Post in Krems, wo wir sicher einen bleibenden Eindruck hinterließen- Müller Thurgau eben.
Zeitig in der Früh ging‘s im Vespa-Konvoi passend zum Vespa-Jubiläum zum Startbereich. Ausfassen der Unterlagen, technische Abnahme, Aufstellung, Briefing etc. und schon ging‘s rauf in flotter Fahrweise.
Neben unserer Fulvia Sport waren weiters am Start:
- Thomas Herbsthofer mit werter Gemahlin in gewohnt sehr sportlichem Outfit, mit wunderschöner passender sportlichen Fulvia 1,3S Baujahr 76. Im zweiten Durchgang eventuell unkonzentriert?
- Aus der Slowakei, genauer aus Dunajska Streda nähe Komarno, Juraj Szabo mit Beifahrer ebenfalls wunderschöner, strahlend weißer Fulvia 1,3 S Baujahr 68. Dieses traumhafte 1. Serie Coupé ist nun im 2. Besitz und war im Eigentum einer Schweizer Dame. Perfekt restauriert mit viel Liebe zum Detail, nur am ersten Lauf teilgenommen. Die Radioantenne ist in perfekten Zustand, ebenso das blaue Köfferchen von Air France.Genannt, jedoch nicht dabei, Manuel Mayer mit Fulvia 1,3S, Baujahr 72 wie unsere Sport.Überraschend waren die vereinzelt, äußerst interessanten Fahrzeuge, dessen Historie und Wert man erst nach dem Gespräch mit dem Eigentümer erkennen konnte.
- Sonja Brosers „VW Käfer“ 1300, frisch restauriert vom Sohn, ein echter Rallyewagen, einst beim Mitropa Cup unter Klug VW Gesamtsieger und am Start der Alpenfahrt. Verräterisch durch den originalen Überrollbügel und der originalen Werbeaufschrift am Heckfenster.
- Abarth 1000 Corsa Berlina von Eduard Weigl Jettsdorf, ein Stammgast am Seiberer, ein Original, ausgezeichneter Vierter, er reiste mit sieben Fiat Abarth zum Werksjubiläum. Auch Beta Coupes gingen schon durch seine Finger. Sollten Sie Ihn einmal treffen sprechen Sie Ihn ruhig an, er hat einen reichhaltigen Erfahrungsschatz.
- Ebenso Stammgast, Alois Ambros, vom bekannten Autohaus Ambros aus Allerheiligen. Des Öfteren schon mit Fulvia Berlina unterwegs, setzte er neben seiner Fiat Armada auf den starken Alfa 1300 mit starker Bereifung um in den rutschigen Kurven nicht Zeit zu verlieren, den Zagato musste er aber trotzdem ziehen lassen. Amstetten (Perg): AM – BROSS 1, der Chef persönlich hinter dem Steuer.
- Das Highlight im Vierrädrigen Bereich, bereits 1978! Teilnehmer am Seiberer Wertungslauf, damals 1. Platz, Klassensieger Targa Florio 1990, Rudof Ettel, mit Dannhauer & Stauss Cabriolet Baujahr 1950 aus seinem Fahrzeugbestand. Von diesem Modell gab es 5 Varianten, in amerikanischer Literatur dokumentiert, dürfte dieser aus der 3ten Modellreihe sein. Der Wagen wurde von Hrn. Ettel 1979 gerettet. Im Schlamm versunken, grub er ihn aus und fuhr damit „nicht auf den Schrottplatz“ sondern nach Hause. Nach dem Seiberer wird er eine Aurelia servicieren.
- Heuer am Start, etwas Besonderes, ein Swift HP10 aus 1914, Doctor‘s Coupé mit stolzen 20 PS aus Innsbruck oder ein Goliath F400 13 PS aus Leipzig, Baujahr 1936. Die erste Ausgabe des Seiberers in der Tageszeitung 1924:Der heurige kalte Seiberer: https://www.youtube.com/watch?v=kqbfvJwsO0w
- Lokaltipp fürs Mittagessen von Fam. Herbsthofer: http://www.kirchenwirt-weissenkirchen.at/
- http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=wst&datum=19240610&seite=07
Zur allgemeinen Erinnerung: Der Seiber ist ein Höhenzug am Nordufer der Wachau. Seiber bezeichnet sowohl den Berg als auch das Dorf[ auf halber Höhe; die vorbeiführende Straße, die von Weißenkirchen in der Wachau in das Waldviertel führt, wird gleichfalls als Seiberer Straße (Landesstraße L78) bezeichnet. Die maximale Steigung beträgt knapp 12% über eine Länge von ca. 1 km und die höchste Seehöhe wird bei 738 m erreicht. Der Seiberer trägt auch den Beinamen Semmering der Wachau.
Bekannt ist der Seiber durch das erstmals am 8. Juni 1924 ausgetragene Bergrennen, den Seiberer Bergpreis. Das zweite Rennen am 26. Juli 1931 und das dritte am 22. Mai 1938 beendeten vorerst die Serie der Wettbewerbe. Von 1955 an fanden bis in die 1970er-Jahre in unregelmäßigen Abständen diverse Bewerbe wie Rallye-Sonderprüfungen statt. 1986 wurde der Seiberer Bergpreis als Wettbewerb für historische Kleinwagen sowie Motorräder und -roller wiederbelebt und seitdem regelmäßig ausgetragen.
Unter anderem wurde bei der Semperit Rallye 1966 die Seiberer Bergwertungsprüfung als SP ausgetragen. Neben dem bekanntesten Lancia-Piloten, namentlich Walter Radler auf Appia Berlina 3. Serie, war auch Karl Bachinger auf einer Appia Berlina 1. Serie 1963 unterwegs-, unser Vorbild für den nächsten Seiberer, wir (der Mechaniker) arbeiten hart daran. Karl Bachinger in voller Fahrt auf den Seibera:
Campione Austriaco Walter Radler bei der Bergwertungsdurchfahrt
Etwas ganz spezielles zum Thema schwarze Taferln gabs auch zu sehen, nämlich alte blaue Taferln, Wechselnummern auf Steyr Puch 500, nicht schlecht, immer die richtige für jedes Fahrzeug, das begeisterte auch die ARBÖ und ÖAMTC Herren:
ÖAMTC und ARBÖ reisten gleich mit sechs Fahrzeugen an, hier das mit der schwarzen 3stelligen L-Nummer. Ohne Robert Bichler geht’s nicht, mit dem zum Inventar gehörenden, allseits bekannten ARBÖ Pannen-Lada. Ein sehr schöner roter Saab 96V4 gab sich ebenfalls die Ehre, wie eine Triumph Spitfire Renn-Replica.
Blick von der Fulvia aus auf die berühmte gotische Wehrkirche von Weissenkirchen, daneben die älteste noch in Betrieb befindliche Schule Österreichs, originaler Sticker aus 1968:
Neben der „Luksch“-Klasse mit 13 BMW 700 ein wenig Patriotismus, in den Bergen geboren, in den Bergen bewährt, waren 26 Steyr Puch am Start, einer schöner als die andere.
Der Sieg ging heuer an den MG Midget von Jürgen Schön, dahinter das erste Motorrad, eine Moto Guzzi super Alce von Goldnagl Herbert gefolgt von Wiesinger Reinhard auf Steyr – Puch und Weidl Eduard auf Abarth Corse.
Eine kleine Bitte an dieser Stelle an den Veranstalter: Vielleicht kann man die Wartezeit von Lauf 1 zu Lauf 2 ein wenig verkürzen. Denke dafür wären viele Teilnehmer dankbar, vor allem jene mit weiblicher Begleitung.
Ansonsten gibt es natürlich absolut nichts zu bekritteln, eingespieltes Seiberer Team, perfekte Organisation, humorvolle Ansagen, Top Espresso, immer wieder sympathische Teilnehmer. Vielen Dank an Ing. Martin Winkelbauer!
Wir bleiben treu und kommen gerne wieder, mit dem 40ten Platz beim Seiberer Bergpreis sind wir auch zufrieden, da der Fahrer wieder einmal auf Zuruf nicht reagieren wollte. Bei der Alten Post dürfen wir hoffentlich irgendwann wieder einmal einkehren, wenn wir vielleicht auch nicht mehr zu den Lieblingsgästen zählen werden?
Letztes Foto vor flotter Heimreise, Ciao Seibera!
Gerald Wöss /5.2016