Die italienischen Straßenrennen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die letzten Reservate der automobilen Frühzeit – noch fuhr man auf öffentlichen Straßen ohne reguläre Trainingsmöglichkeiten und ohne Sicherheitsvorkehrungen. Das Ende kam bei der Mille Miglia 1957.
Im ersten Teile unserer Berichte über italienische Heldensagen haben wir über die Targa Florio berichtet, im zweiten Teil folgt wie angekündigt der kurze Überblick über den GP von Mugello und die Mille Miglia.
Mugello
Der Rundkurs in der nördlichen Toskana wurde aus normalen Landstraßen zusammengestellt, war zwischen 61 und 67 km lang. Start und Ziel im Ort Scarperia. Das Rennen hatte zu Beginn nur nationalen Status, aber ab 1965 gab es internationale Beteiligung.
Zwischen 1964 und 1970 waren folgende Lancias am Start:
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1964 – drei Appia Sport, eine Flaminia, fünf Flavia 1,8 – Klassensiege + 5. Gesamtrang
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1965 – eine Flaminia, sechs Flavia am Start
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1966 – 14 Fulvia, 1 Flavia Sport – Klassensiege Munari, Maglioli und Foschi/Malanca
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1967 – 12 Fulvias – 1 Klassensieg Facetti/Crosina und 9. Gesamtrang Munari
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1968 – 3 Fulvia Sport, 9 Fulvia – 1 Klassensieg Conte/Zanetti
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1969 – 2 Fulvia FM, 7 Fulvia Sport, 1 Fulvia – 1 Klassensieg und 5. Gesamtrang Munari
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1970 – 1 FM2, 2 Fulvia Sport, 8 Fulvia – 1 Klassensieg und 6. Platz Prototypen Munari.
Diese Detailinformationen können Sie im Buch von Andrea Marsili Libelli, Circuito del Mugello aus dem Jahr 2008 nachlesen.
Und in youtube gibt es jede Menge bewegte Bilder, meist herrlich amateurmäßig gefilmt:
Mugello 1968: http://www.youtube.com/watch?v=yIFu7JX1krg&feature=related
Mugello 1969: http://www.youtube.com/watch?v=Cd_SQLAGaX8&feature=related
Mugello 1970: http://www.youtube.com/watch?v=hwfiUNkriXo&feature=related
Mille Miglia
Über die Mille Miglia gibt eine so große Anzahl von Literatur, dass ich hier nur einen kurzen Überblick geben kann – bis zum 2. Weltkrieg Privatsache, ab 1951 mit Werkseinsätzen.
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1927 – Klassensieg (4. Platz) und drei Platzierungen unter den ersten 15 auf Lambda. Erster von drei Klassensiegen von E. Strazza/Varallo
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1928 – Klassensieg (3. Platz) und vier Platzierungen unter den ersten 20 auf Lambda
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1929 – Klassensieg (4. Platz) und drei Platzierungen unter den ersten 20 auf Lambda
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1930 und 1931 – keine Platzierungen
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1932 – 8. Platz und Klassensieg durch E. Strazza/Gismondi auf Lambda
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1933 – 11. Platz und Klassensieg durch E. Strazza/Gismondi auf Dilambda
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1934 – 10. Platz und Klassensieg durch Nardilli/C. Pintacuda auf Astura, Platz 17 Astura
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1935 und 1936 – keine Platzierungen
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1937 – 17. Platz durch Mazzonis/Nardi auf Augusta
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1938 – 13. Platz und Klassensieg durch Villoresi/Forti auf Aprilia, Platz 19 Aprilia
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1939 – Klassensieg D’Ambrosio/Guerrini auf Aprilia
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1947 – 11. Platz und Klassensieg durch Meschi/Bianchi auf Aprilia, 20. Aprilia, 27. Ardea
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1948 – Plätze 16., 17 (Bracco/U. Maglioli), 19 und 20 auf Aprilia
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1949 und 1950 – keine Platzierungen
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1951 – 2. Platz durch Bracco/U. Maglioli auf Aurelia B20, 5 Aurelias unter den ersten 20 Klassensieg auf Aprilia durch Anselmi/Gianni
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1952 3. Platz durch L. Faglioli/Borghi auf Aurelia B20, 4 Aurelias unter den ersten 20. Klassensiege durch U. Maglioli/Monteferraio auf Aurelia und Aprilia (Marzzonis)
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1953 3. Platz durch F. Bonetto/Peruzzi auf D20, 2 Aurelias unter den ersten 20
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1954 Sieg durch Alberto Ascari auf D24, 4 Aurelias unter den ersten 20
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1955 – eine einsame Aurelia von C. Croce auf Platz 18 (2:45 Stunden hinter Moss/Jenkinson)
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1956 eine einsame Aurelia von L. Mantovani/Cantusano auf Platz 17
1957 19. Platz durch G. Terzi auf Aurelia, Klassensieg L. Mantovani auf Appia.
Die verbale Zusammenfassung habe ich am Ende ersten Teiles unserer Berichte bereits gebracht, will mich hier nicht wiederholen. Was mich so beeindruckt hat, war die teilweise „ganz andere Welt“ dieser Straßenrennen, die eine unglaubliche Buntheit an Personen, Fahrzeugen und „Geschichten“ gebracht hatte, bevor sie von der Vernunft der späteren 20. Jahrhunderts ausgelöscht wurden. Dass alle drei Bewerbe als Oldtimerveranstaltungen wiedererstanden sind, ist für Italien selbstverständlich. Auch wenn die Regularitá nur sehr bedingt die Faszination der versinkenden Geschichte wiederbeleben kann.
E. Marquart / 4.2012