Nicht überall sind die Anforderungen an die Teilnehmer von Oldtimerveranstaltungen uniform, Oma-verträglich, zum baldigen Einschlafen. Hier werden zwei Bewerbe beschrieben, bei welchen die Zehntelsekunden zählten, aber vernachlässigbar hinter dem Komma.
Peter Landrichter hat im Herbst 2004 von seinem Ausflug zum Tulpenpflücken nach Holland und Frankreich berichtet – „Am Anfang war die Tulpe …“. Der Ausflug in die Botanik hat seinen sportlichen Ehrgeiz nicht gebremst, er ist nach wie vor auf der Suche nach interessanten, alternativen Veranstaltungen, die mehr „angemessenes“ Autofahren als 1/100-Sekunden-Klauben fordern. Hier seine Berichte aus Salzburg und Niederösterreich:
Salz und Brot …
… macht Wangen rot! „Salz und Öl“ ebenso.
Salz und Öl Rallye
Man hat viel Gutes über den „Geheimtipp“ Salz und Öl Rallye gehört, die von den Mannen des SRC rund um Dr. Gert Pierer, dem rasenden Orthopäden, organisiert wird. Diese fand zum fünften Mal statt und wir wollten uns Anfang Oktober 2004 davon selbst überzeugen und machten die Probe aufs Exempel.
Wir wurden nicht enttäuscht! Schon der Empfang und die Begrüßung hat gezeigt, dass sich hier professioneller Umgang mit den administrativen Notwendigkeiten mit sehr freundschaftlicher Atmosphäre zu einem eigenen Ganzen mischt, bei dem – zum Unterschied von manch anderer Veranstaltung – flott Autofahren und nicht die Jagd nach „gleichmäßigen“ 1000stel Sekunden im Mittelpunkt steht. Auch die Teilnehmer bei der Salz und Öl waren (Ausnahmen bestätigen die Regel) etwas andere als die „üblichen Verdächtigen“. Freitag abends war Start zum Nachtprolog, der bereits – für Nicht-Einheimische – einige orientierungsmäßige „Feinheiten“ bot. Vor allem dadurch, dass die nächste „Kontrollmarkierung“ im Roadbook oft erst nach einigen km kam, konnte man sich ganz schön verfahren! Und die jeweils verlorene Zeit summierte sich dann auf den tlw. ohnehin knappen Etappen für manche auf unangenehme Weise. Wunderschöne, verschlungene Nebenstraßen durch die nähere und weitere Umgebung von Hallein führten uns dann zur Abendessens-Zwangrast wieder auf die Perner Insel. Dort wurden wir, angenehmerweise ohne jedes halbherzig realisierte Gala Diner, mit wunderbaren Würsteln und Bier gelabt und um 22:00 war dann der Re-Start zur Nachtetappe.
Auch diese hatte wieder einige „Schmankerln“! Man schickte uns unter Vermeidung von größeren Straßen kreuz und quer durch den Tennengau und wir waren alle froh nach Mitternacht wieder am Ziel auf der Perner Insel in Hallein einzutreffen. Am Samstag in der Früh wurde nochmals eine kurze Etappe absolviert, bevor man sich zum „Innenstadt Grand Prix“ wieder auf der Perner Insel einfand. Bei diesem Rundkurs durch die Innenstadt von Hallein konnte jeder mit seiner ersten Runde seine persönliche Referenzzeit vorgeben, die er dann in den beiden anschließenden Runden möglichst genau wieder erreichen sollte. Auch hier haben die meisten den Spaß das Auto vor dem zahlreich erschienenen Publikum ein wenig „quer“ um die Kurven zu wuchten, vor die Genauigkeit gestellt, was mit reichlichem Applaus und „Haltungsnoten“ honoriert wurde. Ja und trotzdem gab es auch hier Gewinner. Mike Höll (normalerweise der Beifahrer von „Rallyeprofessor“ Rauno Aaltonen) war mit seinem Sohn Dominik am heißen Sitz und seinem kräftigen Käfer nicht zu schlagen. Die weiteren Plätze am Stockerl waren italienisch besetzt. Zweiter wurden Joachim und Marion Schmid auf einem Alfa „Bertone“ Giulia Sprint GTV und Dritter Otmar Wacek und Roswitha Stöllner auf seinem Fiat Abarth Rallye.
Alles in allem eine wirklich empfehlenswerte Veranstaltung für Oldtimerfreunde, die ihr Auto auch einmal „artgerecht“ bewegen wollen.
Weitere Informationen unter: http://www.src.co.at/salz-und-oel/index.html
Kaum noch Spuren des Ausfluges nach Holland
Wintertourenfahrt 2005
Wir durften die Oldtimer-Rallye mit Namen Wintertourenfahrt, die heuer zum dritten Mal ausgetragen wurde und von Dr. Thomas Lutzky gemeinsam mit Michael Gronemann und dem CARO Klub organisiert wird, im Vorjahr kennen lernen und waren gleich sehr angenehm überrascht. Es war eine der wenigen Veranstaltungen, die das „artgerechte“ Bewegen unserer geliebten Fahrzeuge über die Genauigkeit stellt und das Miteinander über das Gegeneinander. Ein Erfolgsrezept, das auch einigen anderen Veranstaltern zur Nachahmung empfohlen wird. Keine teuren Pokale (von denen bei manchen Veranstaltungen eine wahre Inflation herrscht) sondern einfache Gold-, Silber- und Bronzemedaillen werden – in Anlehnung an die Vergangenheit dieser „Wertungsfahrt“ – verteilt. Trotzdem sind diese Medaillen vielleicht schwerer zu erringen und für manche Teilnehmer mehr wert, als der größte Pokal bei einer Fahrt „rund um den Kirchturm“! Nachdem auch der Promi-Koeffizient relativ niedrig bewertet wird, finden sich hier teilweise auch andere Teilnehmer als bei den üblichen Veranstaltungen ein. Von alten Rallye Haudegen, wie Werner Fessl bis zu Newcomern sind hier alle Gruppen vertreten. Nur die Wattestäbchen-Felgenputzer Gott sei Dank nicht. Na ja, die hätten’s auch ziemlich schwer, da die fein aufbereitete Strecke auch vor – Igittigitt – Naturstraßen und Feldwegen nicht zurückschreckt.
Wir (mein Beifahrer Peter Weilharter und ich) freuten uns also dementsprechend schon auf die heurige Ausgabe der Wintertourenfahrt, die im Vorfeld despektierlich (nach dem tiefen Winter im Vorjahr) bereits als „Frühlingstourenfahrt“ tituliert wurde. Aber – man soll sich ja bekanntlich nicht täuschen …! Nachdem unser Volvo im Moment auf Trockendock liegt, haben wir die Alfa Bertone GTJ ausgefasst (von Freund Hannes Marquart als „italienische Prinzessin“ tituliert) und nach einigem Zögern auch geschwind gebrauchte Spikes gekauft und montiert. So bestens ausgerüstet konnten wir dem Start gelassen entgegensehen und wurden am 22. Jänner pünktlich um 10:30 Uhr vom Bürgermeister auf die Strecke geschickt. Die ersten Seiten des Roadbooks wurden erst direkt vor dem Start ausgehändigt und natürlich, wie sollte es anders sein, begann die erste Etappe gleich mit einer Sonderprüfung. Auch die relativ einfache Streckenführung trieb so manchem, noch nicht aufgewachtem, Beifahrer die Schweißperlen auf die Stirn und die ersten „Verfahrer“ wurden gesichtet. Das Einhalten des vorgegebenen Schnittes wurde angesichts dieser Umstände natürlich zur Nebensache degradiert. Und so ging es weiter. Neben den wirklich sehr schönen und vielen Teilnehmern sicherlich unbekannten Nebenstraßen des Wein- und Waldviertels wurde dazwischen auch ein dichtes Netz von Feldwegen, die sich – wie wir ja wissen – relativ oft kreuzen „kreuz und quer“ befahren. Wehe wenn man eine Abzweigung übersehen hatte oder eine Streckenlänge falsch eingeschätzt hatte! Dann wieder auf die richtige Strecke zurückzufinden war sicherlich nicht einfach – aber es ergab ein „Le Jog“ Feeling. Oder das, was man sich darunter vorstellt. Natürlich haben sich die beim Start relativ aperen Straßen gleich im Zuge der ersten Etappen „verglättet“ und auf der Auffahrt zu dem einen Berg (den Namen habe ich verdrängt) wäre ich noch jetzt, wenn uns nicht ein Streuwagen entgegengekommen wäre. Nach dem Mittagessen ging es in dieser Art und Weise auf eisglatten Straßen durch Schneeverwehungen weiter bis wir den Auto Cross Ring Hollabrunn erreichten. Die Temperaturen waren hier etwas wärmer und daher war das Gelände leider nur mit Traktoren zu befahren, aber der Veranstalter hat halt geschwind einen kleinen Slalom auf der Wiese davor ausgesteckt. Es wusste zwar niemand genau worum es ging, das störte aber niemanden und jeder hatte seinen Spaß! Außerdem waren wir –nach Qualtinger – einfach schneller durt! Im Gasthof Scheiterer in Enzersfeld konnte man dann den auf- und anregenden Tag bei Benzingeplausch ausklingen lassen und auch die letzen kamen dann nach 22:00 zur Siegerehrung. In meinen Augen eine sehr gelungene Veranstaltung, die unbedingt in dieser Art erhalten werden sollte.
Noch eine Nachbetrachtung: Leider kam es im Zuge dieser Veranstaltung zu einigen kleineren Unfällen, die aber alle mit Blechschäden glimpflich abgingen. Meiner Meinung nach war die diesbezügliche selbstkritische Haltung der Veranstalter während der Siegerehrung unnötig. Bei einer Schnittvorgabe von 50 km/h auf Straßen, auf denen 100 km/h Höchstgeschwindigkeit lt. StVO erlaubt sind, muss jeder Teilnehmer die äußeren Umstände einschätzen und seine persönliche Geschwindigkeit nach seinem Fahrkönnen und der Wintertauglichkeit seines Fahrzeuges wählen. Wenn es dann trotzdem zu einem Unfall kommt, wäre es auch im „normalen“ Straßenverkehr zu einem gekommen. Und nicht einmal die betroffenen haben sich aufgeregt. Nur ein paar Postings von unverbesserlichen „Sherrifs“ von eigenen Gnaden … Daher kann ich nur sagen:
„Burschen, weiter so!“ – Die nächste Wintertourenfahrt wartet schon!
Schauen Sie nach unter: http://www.wintertourenfahrt.at.tf/
Peter Landrichter / Februar 2005