„Fremde Federn“ – „Mann“ kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen! Die Terminballungen im Mai/Juni bzw. Oktober verlangen mannhafte Entscheidungen, was man dieses Jahr nicht konsumiert. Ihr „Nicht-Berichterstatter“ hatte zwischen dem Besuch in Bologna und der Funktionärstätigkeit bei Rallye Classic 1000 zu wählen, entschied sich für die sportlichere Variante. Das Trio, das 2023 zur ersten Fiera nach Bologna gereist war, war 2024 nur noch ein Duo. Dafür war die Anreise ein Unterwasserabenteuer und die Umgebung von Bologna deutlich von Überschwemmungen gezeichnet – von wegen „sportlich“.
Die persönlichen Eindrücke und Wahrnehmungen sagen mehr aus als die bunten Werbeankündigungen, auch Medienberichte (z.B. Zwischengas) sind eher vorsichtig formuliert. Die größeren, hellen Ausstellungshallen haben die Atmosphäre gegenüber Padua geändert, der Professionalismus hat den ambitionierten Amateur-Rahmen zurückgedrängt. Die Kosten für Aussteller und nachfolgend die Preise verschrecken den optimistischen Besucher.
Die Sicht von Robert Novak:
Nichts ist, wie es war. Wie du weißt, war ich schon im ersten Jahr der Verlagerung nach Bologna nicht so glücklich, da das neue Format stärker auf professionelle Anbieter und finanzkräftige Klubs ausgerichtet war als in den guten, alten „Padua-Zeiten“. Dieser Eindruck hat sich in diesem Jahr noch deutlich verstärkt. Der Eintrittspreis von 55 Euro für den Eröffnungstag trägt schon zur finanziellen Abhärtung des motivierten Besuchers bei.
AutoMoto d’Epoca 2024: Aurelia B20 GT VI. Serie – 135.000,- €
Gefühlt hat sich der Zahl der Anbieter reduziert; ich weiß von einigen kleineren Ausstellern, dass sie nach vielen Jahren auf der Auto d´Epoca diesmal aus Kostengründen auf eine Teilnehme verzichtet haben. Das Fahrzeugangebot war von den großen Anbietern geprägt, gefühlt war jedes zweite Auto ein Hochglanz-Porsche oder -Ferrari, wobei auch jüngere Baujahre den Weg in die Verkaufsausstellung gefunden haben. Das Angebot an Ersatzteilen war auf dem gewohnt hohen Niveau, sowohl qualitativ als auch preislich. Auch hier dominierten die bereits bekannten nationalen und internationalen Anbieter. Neben Alfa, Fiat und Lancia war das Teileangebot aber eher mau.
AutoMoto d’Epoca 2024: Flaminia Coupé 30.000,- €
In der Gesamtsicht musste ich feststellen, dass meine Begeisterung für die Auto d´Epoca abklingt. Die Veranstaltung fokussiert deutlich auf die „Classic Car Investoren“ und nicht mehr auf die Oldtimer-Enthusiasten. Aber so einfach geht das dann auch wieder nicht. Es gibt sie natürlich noch, die Originale unter den Autohändlern und die rührigen Markenclubs, die entschlossen ihre Fiat-Kleinwagen präsentieren, wenngleich das Porsche 911-Klientel eher achtlos vorbeizieht.
AutoMoto d’Epoca 2024: die riesige Teilehalle
Die Sicht von Helmut J. Neverla:
Mit meinem Garagennachbar und Italienfreak ging es wieder wie schon seit einigen Jahren Ende Oktober nach Italien. Auch heuer wieder mit großer Erwartung. Nur diesmal war die Anreise etwas länger als sonst. Mit einem „Umweg“ über Südungarn, wo wir ein unser Reiseauto abholen mussten, sowie eine Garage mit einigen Fulvias zu besichtigten war, ging es dann über Slowenien nach Italien.
Mittwoch abends bei starken Regen im Quartier südlich von Bologna angekommen, trafen wir dann einige österreichische Schlachtenbummler, nach einem sehr guten Abendessen freuten wir uns alle auf den Messebesuch am nächsten Tag.
Donnerstag bei unangenehmem Nieseln und richtigen Herbstwetter fuhren wir zu Messe, wo zur großen Überraschung zwei Minuten nach Öffnung der Tore kein Gedränge beim Eingang vorzufinden war. Da wir uns im Vorfeld schon erkundigt hatten, wo die Halle mit Ersatzteilen war, marschierten wir direkt dort hin. Die Halle war meiner Meinung nach überdimensional groß und uns erwartete ein anstrengender Tag.
AutoMoto d’Epoca 2024: „Juwelen“-Vitrine
Es waren größtenteils nur die bekannten Anbieter und fast keine kleinen oder private Händler vor Ort. Das Angebot war sehr gut, auch seltene Teile wurden angeboten, aber die Preise waren auch demensprechend „gesalzen“. Ein paar Beispiele möchte ich nennen: Für eine gebrauchte und reparaturbedürftige Heckleuchte für eine Fulvia Sport wollte der Händler satte 600,- €. In diesem Preisniveau ging es weiter. Da ich zurzeit eine 1,6 Zagato zusammenbaue, musste ich, ob ich wollte oder nicht, kaufen. Preisverhandeln so wie in alten Zeiten war nicht möglich. Bis Mittag hatten Robert und ich die Hälfte der Halle abgearbeitet und am Nachmittag wurde die zweite Hälfte in Angriff genommen. Die Ausbeute war zufriedenstellend, aber mein Geldbeutel wurde immer leichter.
AutoMoto d’Epoca 2024: Beta Spider 26.000,- €
Schwer bepackt ging es abends wieder in unser Hotel.
Für den Freitag hatten wir und vorgenommen, das Autoangebot zu sortieren und diverse Club-Stände zu besuchen.
Eines vorweggenommen: So viele Porsches, Ferrari, Lambos und Maseratis auf einmal habe ich noch nie gesehen. Die Hallen waren übervoll und das Preisniveau war weit weg von unserem Budget. Was mir aufgefallen ist, dass viele Fahrzeuge bis ungefähr 25.000,-€ angeboten wurden, aber nur wenige bis 50.000,-. Im sechsstelligen Bereich war das Angebot allerdings sehr groß.
Was mir auch aufgefallen ist, es gab viele Fulvias 1,6 HF zu kaufen und auch viele Zagatos. Aurelias waren in allen Varianten ebenfalls ausgestellt, aber nur ein Flavia Coupé. Flavias der zweiten Serie habe ich keinen gesehen. Wieder war der Belgische Flavia-Freak mit zwei Flavia Coupés da, die aber nicht sehr schön waren.
AutoMoto d’Epoca 2024: „Traumgespann“ – Beta-LKW und Augusta
Was für mich ein besonderes Highlight war und mich besonders berührt hat, war ein Lancia „Beta“-LKW. Habe ich noch nie so gesehen. Auf dem Plateaustand des Klein-Lkw noch dazu eine Augusta. Dieser Lancia Beta wurde ungefähr 1953 gebaut und hat einen Zweizylinder Zweitakt- Dieselmotor eingebaut. Nach Auskunft eines Fachmannes war der Motor eine Kooperation Lancias mit einer Firma aus den USA. Der Beta war „überirdisch schön“ und solch einen Beta habe zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Ansonsten war die Qualität der Fahrzeuge größtenteils sehr gut.
AutoMoto d’Epoca 2024: Fulvia 1,3 HF 59.500,- €
Resümee: Donnerstag war ein angenehmer Tag, wenig Publikum, bei den Ersatzteilen kein großes Gedränge und für mich gute Angebote. Freitags, vor allem in den Autohallen und Clubhallen, war ein starker Besucherzulauf und eine dementsprechende Enge.
Heuer gab es einige Hallen weniger als 2023 und im Freigelände auch nur eine überschaubare Anzahl an Händlern, private Fahrzeuganbieter waren ebenfalls nur in geringer Zahl da. War vielleicht auch wetterbedingt, da es zeitweise stark geregnet hat und dadurch einige Privatverkäufer zu Hause geblieben sind. Ob es die Standpreise waren kann ich nicht beurteilen.
AutoMoto d’Epoca 2024: Aurelia B24 S um schlappe 895.000,- €
Die Eintrittspreise sind ja auch nicht unbedingt für einen nur „Seh-Mann“ gerade günstig. Für mich persönlich war es eine schöne und erfolgreiche Reise, ich werde im nächsten Jahr voraussichtlich wiederkommen.
PS: Einen Außerirdischen habe ich auch gesehen!
Ich bringe nur einige ausgewählte Fotos von Lancia-Fahrzeugen, soweit sie zum Kauf angeboten wurden, sind die Preise (in €, nicht in Lira) in den Bildlegenden angeführt.
Lancianews dankt Helmut Neverla und Robert Novak für Berichte und Fotos. Die Randbedingungen – Hotel und Restaurants – waren nach ihren Aussagen erfreulich und nicht allzu teuer.
E. Marquart / 11.2024
AutoMoto d’Epoca 2024: Lancia Fulvia 1,6 HF 93.500,- €
Lieber Hannes !
Du hast wie immer einen Artikel und Fotos zusammengestellt der die Messe so wie ich sie gesehen habe wiederspiegelt.
Bitte so weitermachen.
Alles Gute Helmut J. Neverla