.
Lancianews blickt (leider?) relativ selten über den Lancia-Tellerrand. Das Warum will ich hier nicht besprechen, denn die Endlichkeit von Zeit, Geld usw.(!) ist uns doch allen bewusst. Aber ganz so eng sehen wir die Welt nicht, denn wir haben in der Redaktionsstube einen aufrechten Schöngeist, der mit Flaminias, Aprilia, Flavia und Fulvias in unterschiedlichen „Zuständen“ nicht ausgelastet ist. Er blickt seit einigen Jahren über den Tellerrand – nach Frankreich. Ein Fahrzeug der Marke Voisin stach ihm in der hintersten Ecke eines Museums in Wien ins Auge, nach einigen Mühen konnte er das „Auto“ in einem eher mäßigen Zustand erwerben – heute ist er Vizepräsident des Clubs der Freunde der Marke Voisin in Frankreich und daher „verpflichtet“ bei entsprechenden Gelegenheiten mit einem seiner Voisin in Erscheinung zu treten.
Wir haben bereits mehrere Mal über diese Aktivtäten bei lancianews berichtet. Nach dem „Ausflug“ von Paris nach Monza im Herbst 2022 folgte im Mai 2023 ein weiterer Höhepunkt. In Frankreich wird heuer zweier epochaler Motorsportereignisse gedacht: 100 Jahre „24 Stunden“ von Le Mans und 100 Jahre Grand Prix de l’ACF in Tours.
Region und Stadt, in welcher 1923 der denkwürdige Grand Prix gefahren wurde, organisierten eine Veranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum und luden alles, was Rang, Namen und Autos aus dieser heroischen Zeit hat, nach Semblancay ein. Nachdem 1923 vier Fahrzeuge der Marke Voisin des Bewerbers „SA des Aéroplanes G. Voisin“ am Start waren, erschien der Club 2023 in entsprechender Stärke bei der Jubiläumsveranstaltung. Darunter auch eine Mannschaft aus Wien – „Beifahrer“ Chevalier Gerald Wöss berichtet von diesem Fest:
Message from the président of the association Centenaire GP 1923, M. Olivier Unger:
Madame, Monsieur, chers tous,
„Au nom des membres de l`association, je salue tout particulierement nos amis entrangers qui ont ete parmi les premiers a repondre presents pour ces journees festives.Nous sommes tres fiers de vous accueillir avec vos magnifiques automobiles.
Merci egalement, bien entendu, a tous les autres participants sans lesquels cette fete n`aurait pas ete possible ainsi qu`aux elus de Semblancay et a tous les benevoles qui s`impliquent depuis de nombreux mois pour vous accueillir.“
Message from Maire de Semblancay, M. Antoine Trystram:
Chers Amis,
„La mairie de Semblancay est tres heureuse de vous accueillir pour commemorer ce Centenaire! Peu de communes ont dans leur histoire un Grand Prix de l`ACF. Quelle aventrue se fut en 1923 et grace a vous, et a vos autos, nous allons faire revivre un peu cette Histoire et mettre a notre niveau une nouvelle pierre a l`histoire de Semblancay.
Je remercie particulierement l`association de centenaire 23 et tous les benevoles qui ont oeuvre pour que ce weekend soit Historique et Festif.“
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Grand Prix de France in Semblancay riefen der Bürgermeister und der Präsident der Association Centenary zur Jubiläumsfeier nach Semblancay.
Der Link:
https://semblancay23.fr/
„En juillet 1923 à Semblançay (Indre-et-Loire), petit village situé au nord de Tours, il y eut une effervescence toute particulière car, après Strasbourg en 1922, la Touraine fut choisie pour le Grand Prix de France de l’AutomobileClub de France et de l’Union Motocycliste de France
Aus Wikipedia Großer Preis von Frankreich 1923 – Wikipedia zur Information:
Der XVII Große Preis von Frankreich (XVII Grand Prix de l’Automobile Club de France) fand am 2. Juli 1923 auf dem „Circuit de Tours“ in Tours in Frankreich statt. Es handelte sich dabei um einen klassischen Dreieckskurs auf öffentlichen Landstraßen mit einer Rundenlänge von 22,83 km, was bei 35 zu fahrenden Runden einer Gesamtdistanz von 799,07 km entsprach – somit etwas weniger als die eigentlich von den Regularien geforderten 800 km Mindestdistanz.
Sieger wurde Henry Segrave auf Sunbeam, es war der erste und für Jahrzehnte einzige Grand-Prix-Erfolg eines britischen Fahrers auf einem britischen Fabrikat.
Obwohl die Internationale Grand-Prix-Formel mit der Begrenzung der Motoren auf 2 Liter und dem Mindestgewicht der Wagen von 650 kg aus dem Vorjahr beibehalten wurde, erschienen in diesem Jahr zahlreiche Neukonstruktionen. Die durchschlagendste Neuerung präsentierten dabei die Fiat-Werke, deren Team zum ersten Mal im Grand-Prix-Sport mit Rennwagen mit Kompressormotoren antrat. Der Reihenachtzylinder im neuen Fiat 805/405 erreichte hierdurch einen eklatanten Leistungsvorsprung gegenüber der gesamten Konkurrenz, der auch durch alle theoretisch vorhandenen aerodynamischen und konstruktionsbedingten Vorteile der für damalige Verhältnisse revolutionär wirkenden Stromlinienmodelle von Bugatti und Voisin nicht kompensiert werden konnte. Die weitgehend konventionell gestalteten Rennwagen von Rolland-Pilain und Sunbeam bewegten sich dagegen noch weitgehend auf dem technologischen Stand des Vorjahres. Bei Sunbeam war man sogar so weit gegangen, Fiat-Personal abzuwerben, um eine Kopie des im Vorjahr so erfolgreichen Modells Fiat 804 auf die Räder zu stellen. Unter allen Konkurrenten wäre jedoch lediglich Delage mit dem neuartigen V12-Motor im Modell Type 2 LCV in der Lage gewesen, in die Nähe der Leistungswerte von Fiat zu kommen.
Der Speed Grand Prix wurde auf der Touraine-Rennstrecke nördlich von Tours in Richtung La Membrolle ausgetragen. Eine Runde von hatte die Länge von 22,830 km. Die Teilnehmer mussten 35 Runden absolvieren, was einer Gesamtdistanz von 799,05 km entspricht. Einige Piloten haben Spitzengeschwindigkeiten von fast 200 km/h erreicht!
Die Runde beginnt in Tours an der Straße nach Le Mans über die Nationalstraße 158, von Nordwesten/Südosten her, durchquert die Stadt La Membrolle und nimmt die Nationalstraße 159 in Richtung Chateau-La-Vallière mit dem berühmten S vom Teich von Jumeaux und steigt in Richtung der Nationalstraße 158 über die Departement-Strasse 48 und Semblancay an. Die Stände befanden sich an der N158 kurz nach einem Ort namens Noue-Guérinet nördlich von Saint-Antoine-du-Rocher. Eine Stadt, in der speziell für die Veranstaltung ein Bahnhof eingerichtet wurde.
Aus “Grand Prix de Tours”:
Vous ne le savez peut-être pas, mais Le Grand Prix de France 1923 organisé par l’ACF (Automobile Club de France), s’est déroulé à Tours! Plus précisément au nord de agglomération, sur un circuit routier de plus de 22km à travers le communes de la Membrolles et de Semblancay.
A cette occasion, on voit pour la première fois sur les circuits, la Bugatti Type 32 dite «Le Tank». Les futuristes Voisin C6 «Laboratoire» sont également de la partie et vont s’illustrer dans un duel féroce avec les Bugatti.Le Grand Prix fut disputé par 17 concurrents: 6 étrangers et 11 français. On y trouvait, opposées à 4 Bugatti, une toute nouvelle Delage douze cylindres, 3 Sunbeam six cylindres, 2 Rolland-Pilain, 3 nouvelles Fiat huit cylindres et, pour la première fois en grand prix: 4 Voisin.Cette course offrit un superbe duel entre les voitures Bugatti et Voisin, mais la victoire est revenue à la voiture du pilote britannique Segrave sur Sunbeam, tandis que le pilote Friedrich sur la Bugatti n 6, prenait une superbe troisième place, aprés que les trois autres Bugatti engagées aient abandonné sur accident ou ennuis mécaniques.
Aus Wikipedia:
Semblançayist eine französische Gemeinde mit 2.162 Einwohnern (Stand 1.Januar 2020) im Département Indre-et-Loire in der Region Centre-Val de Loire; sie gehört zum Arrondissement Chinon und zum Kanton Château-Renault.
Die Bewohner werden „Semblancéens“ und „Semblancéennes“ genannt.Die Gemeinde erhielt 2022 die Auszeichnung „Eine Blume“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.
Aus Lancia-Sicht gibt es leider nichts zu berichten aus Semblancay. Lancisti hielten sich in vornehmer Zurückhaltung, bekannt aus Österreich, da dürfte es keinen Unterschied geben.
Unter den Teilnehmer überwogen die französischen Marken, allen voran Voisin und Bugatti. In Erinnerung an den legendären Zweikampf von 1923 Bugatti vs. Voisin, Sieger wurde wie so oft ein lachender Dritter – nämlich Sunbeam.
Ausgestellt und fahrend war der berühmte Bugatti Tank vom Mulhouse Museum zu sehen sowie der Voisin Rekordwagen von 1927 Monthlery 28hours /113mph mit Cesar Marchand, Andre Morel und Serge Kirilof am Steuer, diesmal gelenkt vom Besitzer und ehemaligen F1 Entwickler Philipp Moch. Ein großes Feld an Bugatti Type 35, Rolland Pilain mit einigen fantastischen Modellen, Delage, Mathis, MG, Rolls Royce, Jaguars und vielen mehr gaben sich die Ehre. Vereinzelt auch Fiat und Alfa Romeo.
Ein zweitägiges Fest Programm anlässlich dieses großen Jubiläums mit kulinarischen und kulturellen Höhepunkten unter Aufsicht des Bürgermeisters samt Helfern, der Gendarmerie und des lokalen Bikerclubs, die sich um die perfekte Absperrung der Straßen und den reibungslosen Ablauf kümmerten. Zum Teil mit Blaulicht entlang vieler begeisterter Zuschauer wurde der Konvoi durch die Dörfer in zwei großen Gruppen mit verschiedenen Roadbooks gelotst.
Natürlich traumhafte Straßen und Stopps bei diversen Chateaus und historischen Plätzen. Selbst für Pariser ein Erlebnis. Man fuhr entlang der Rennstrecke sowie in der näheren Umgebung mit den Vorkriegsklassikern in Begleitung einiger jüngerer Klassiker.
Der Galaabend mit Show „Soiree Cabaret“ ließen uns am Samstag nur noch Staunen.
War man schon bei vielen Veranstaltungen, in so einer Form eine Jubiläumsfeier zu erleben, war unglaublich. Ein Dorf feiert seine Geschichte sowie den historischen Motorsport. Vielleicht nur in Frankreich oder England möglich. Sonntag wurde der Ort abgesperrt und ein großes Volksfest beendete am Nachmittag das Programm. Abends gab’s noch ein Abendessen für die Voisin-Freunde im lokalen Restaurant mit dem Bürgermeister. Verladung und Rückreise nach Wien, ein Wochenende zum Träumen.
Mehr zum Nachlesen im Internet auf diversen Seiten.
G.Wöss / 6.2023