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Aktuell läuft die WRC-Rallye Monte-Carlo 2022 nach den neuen Bestimmungen der Hybrid-Fahrzeuge. 87 Starter in vier Kategorien, 17 Sonderprüfungen über 296 km. Als Zurückgebliebener habe ich in meinem Archiv gestöbert und bin auf die Rallye Monte-Carlo 1962 gestoßen – siehe Überschrift.
Lancia hatte den Rallyesport nie intensiv betrieben, mit der Aurelia mit Chiron und Villoresi mit Erfolg, denn die Situation nach Ende der Ära Gianni Lancia lud nicht zu sportlichen Aktivitäten ein. Doch 1962 waren mehrere Lancia am Start der berühmtesten Rallye, nicht vom Werk genannt, sondern von dem privaten Club HF Squadra Corse aus Biella mit Cesare Fiorio als Capo. In welchem Ausmaß Papa Sandro Fiorio als Marketingleiter von Lancia hier mitgeholfen hat, ist leider nirgends nachzulesen:
# 229 Piero Frescobaldi/Marcello de Luca Flavia Berlina TO 413437 (Start in Monte Carlo)
# 216 Ugo Bagnasacco/Arnaldo Cavallari Flaminia Coupé TO 417010 (Start in Monte Carlo)
# 221 Giulio Marsaglia/Cesare Fiorio Flaminia Coupé TO 417009 (Start in Monte Carlo).
Die 31. Rallye Monte-Carlo lief vom 20. bis 26, Jänner 1962, 313 Teilnehmer starteten in Athen, Frankfurt, Glasgow, Lissabon, Monte Carlo, Oslo, Paris und Warschau, trafen einander in Chambery. Von dort fuhren sie in sieben Etappen 910 km mit fünf Sonderprüfungen über 136 km nach Monaco. Dort waren vier Runden auf dem Grand Prix-Kurs über 12,56 km und eine Geschicklichkeitsprüfung auf dem Kai Albert 1. fakultativ zu fahren.
247 Teilnehmer = 79% wurden im Ziel klassiert. Die Sieger Erik Carlsson/Gunnar Haggbom auf Saab 96 „läuteten“ eine Wende in der Rallyegeschichte ein: der erste skandinavische Gesamtsieg (vor Mercedes und Sunbeam). Den Coupe des Dames gewannen Pat Moss/Ann Wisdom auf einem Morris Cooper (Gesamtplatz 26). Bemerkenswert die Startnummern der beiden Siegerteams: # 303 Carlsson und # 304 Pat Moss. Die beiden sollten sich auch privat noch näherkommen.
Alle drei Lancia kamen ins Ziel, Frescobaldi/de Luca mit der Flavia Berlina auf dem hervorragenden 9. Platz, wobei zu beachten ist, dass die damals üblichen Handicap-Formeln die Fahrzeuge unterschiedlich (nach Willen der Veranstalter) bewerteten, größere Fahrzeuge meist benachteiligt waren. Platz 91 für Bagnasacco/Cavallari, Platz 125 für Marsaglia/Fiorio.
Der Bilderbogen aus den verschiedensten Quellen zeigt, dass 1962 das Rallyefahren noch etwas „anders“ als 2022 war.
Aber mit diesen Platzierungen war wohl das Tor für mehr sportliche Einsätze der „feinen“ Lancia-Fahrzeuge geöffnet, sowohl bis 1965 mit den Flaminia Coupés und 1967 mit den Flavias (Berlina, Coupé, Sport). 1965 startete Leo Cella mit dem noch nicht homologierten Fulvia Coupé bei der Tour de Corse (Platz 8) – und damit nahm das Übel seinen Lauf!
E. Marquart / 1.2022