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Wenn „man“ heute die aktuellen Wandkalender, Jahresrückblicke und Bücher aus der Rallyewelt anschaut, sieht man meistens „fliegende Kisten“. Die Dramatik des Sports lässt sich wohl nur noch in spektakulären Flugaufnahmen angemessen einfangen. Die Allradler fahren auf dem Boden sichtlich zu wenig spektakulär. Früher waren heftiges Übersteuern, grimmiges Untersteuern, Querstehen und „Pendeln“ die Erscheinungsformen des flotten Autofahrens.
Es gab auch schon in den 1960er- und 1970er-Jahren einige Rallyes, bei denen es topografisch bedingt schnell über Kuppen zu fahren galt: 1000 Seen-Rallye in Finnland, in Schweden und in Österreich! Die „Kultivierung“ dieser Flugeinlagen führte zu Publikums-Großereignissen wie den „Colin-Crest“ in Schweden, wo benannt nach dem englischen Weltmeister Colin McRae, eine Kuppe mit Vermessung der zurückgelegten Flugstrecke, jährlich Bestandteil der „Svenska Rallyt“ ist.
Zu der Zeit, als Flavias und Fulvias im Rallyesport unterwegs waren, waren allerdings die Flugeinlagen eher die Ausnahmen, sicher auch technisch bedingt, weil die Fahrzeuge nicht so schnell und ausreichend modifiziert waren, um solche Anforderungen „nachhaltig“ zu bewältigen. Ich habe aus dem mir bekannten Bildmaterial die wenigen Bilder ausgesucht, auf welchen man sieht, dass auch damals der rechte Fuß vor Kuppen nicht zwingend gelupft wurde. Es sind jedoch nur relativ wenige, vielleicht auch, weil die Fotografen nicht zur Stelle waren, als die Fulvias abhoben.
Die Schweden nennen dieses Abheben „yumping“, weil in Schwedisch der Buchstube J als sch ausgesprochen wird. Die Engländer formulieren technisch „airborne“, die Österreicher „hupfen“, die Italiener machen einen „salto“.
Als Lokalpatriot verweise ich auf zwei österreichische Veranstaltungen, bei denen verlässlich „gesprungen“ wurde: die Internationale Österreichische Alpenfahrt – Musterrüfung Niederalpl in der Steiermark – und die Rallye der 1000 Minuten – Standardprüfung Hollenstein – Lassing, wo die springenden Fulvias von den Fotografen Alois Rottensteiner und H.P. Kumpa entsprechend dynamisch porträtiert wurden. Diese Fotos sind heute im Archiv McKlein archiviert und können gegen vernünftiges Entgelt in hoher Auflösung als Wandschmuck erstanden werden. Dort finden Sie auch einige der anderen hier gezeigten Bilder, ich habe die Herkunft, wenn bekannt, angegeben.
E. Marquart / 2.2020