.
Mein Artikel „Rädermode bei Lancia“ in der Rubrik „Technik“ vom Mai 2016 ist ein oft gelesener Bericht, was mich überrascht hat, denn sehr viele Alternativen zu den Stahlfelgen mit 14“-Durchmesser gab es ja nicht. Der „Mode“ der damaligen Zeit gehorchend wurden 13“-Leichtmetallfelgen in Breiten von 5, 5 ½, 6 bis 7“ homologiert und eingesetzt. Dieser Weg zu kleineren Durchmessern war allerdings ein Irrweg, denn die Beherrschbarkeit der Fahrzeuge auf schlechten Straßen (Federwege, Schluckvermögen, Dämpfer und Bodenfreiheit) war mit kleinen Rädern deutlich geringer. Citroen, Saab und VW blieben immer bei den Seriengrößen 15“ und waren damit im Vorteil.
Für den Beitrag über die beschränkten Möglichkeiten des Reparto Corse Lancia bei der Anpassung der Federung der Fulvia für die unterschiedlichen Anforderungen zwischen Asphalt (z.B. Coupe des Alpes), Geröllpfaden (San Martino di Castrozza) und schwerem Gelände (East African Safari) hatte ich in Gianni Tontis Band II seines Buches „Reparto Corse Lancia“ die Spezifikationen bei den einzelnen Bewerben ab der Tour de Corse 1967 nachgelesen. Dabei sind auch – aber teilweise unvollständig – die Bereifungen erwähnt, die ich nun hier zusammenstelle.
Vor 1970 verboten die Sportgesetze der FIA Werbung auf den Wettbewerbsfahrzeugen, wenn nun Hersteller mit Lieferanten für Reifen, Stoßdämpfer, Scheinwerfer etc. Verträge hatten, blieb dies „verborgen“, konnte nicht beworben werden. Heute sind die Rallyefahrzeuge fahrende Werbeflächen, auf denen jeder Lieferant seine Kleber anbringen will, er zahlt ja meist eine Menge für die Bereitstellung seiner Produkte. Ob Lancia bindende Verträge für die verwendeten Reifen hatte, weiß ich nicht, möglicherweise hatten z.B. die Trautmanns in Frankreich andere Verträge als das Reparto Corse Lancia. Da Tonti die Reifenmarken nicht bei jedem Einsatz vermerkt hat, kann man davon ausgehen, dass es 1968 einen Vertrag mit Dunlop gegeben hat, vielleicht auch 1969. Ab Herbst 1970 werden die Einträge „Coperture“ immer weniger, wahrscheinlich weil die „Individualisierung“ pro Fahrer und Bewerb zugenommen hat, Reifenwechsel zwischen den Sonderprüfungen zur Routine wurden.
Wurden 1967 und 1968 noch „Allround“-Profile von Dunlop für fast alle Straßenbeläge verwendet – Ausnahme Racing für Asphalt-Sonderprüfungen – kamen Ende 1968 bei der RAC erstmals „Winterreifen“ zum Einsatz, die auf den Schotterstraßen und eventuellen Schneefahrbahnen einen besseren Grip ergaben. Während bei Rallyes nach Bedarf zwischen 13“ und 14“-Rädern gewechselt wurde, wurde bei den Rundstreckenrennen Targa Florio und Mugello immer mit 13“-Rädern gefahren, interessanterweise im Wechsel zwischen Dunlop und Michelin. Pirelli brachte 1970 „endlich“ einen Winterreifen, der den Dunlop Weathermaster verdrängte. Wahrscheinlich suchen Sie die Reifentypen bei der Rallye Monte-Carlo, doch dort wurden früh die finnischen Spezialreifen von allen Teams verwendet, für welche es keine Alternative bei den großen Reifenproduzenten gab.
Abschließend noch einmal die Erwähnung des Coups von Cesare Fiorio, als er bei der Rallye Sanremo 1969 innerhalb einer Sonderprüfung die Vorderräder aller Fulvias wechseln ließ und damit die Konkurrenz düpierte und die HF Squadra Corse die ersten drei Plätze belegte. John Davenport berichtete darüber in MotorSport 02/2003 ausführlich, weil er als Beifahrer von Sandro Munari auch in den Genuss dieses Schachzuges gekommen wäre.
Jahr |
Bewerb | Typ 1 |
Typ 2 |
1967 | TdC | Dunlop Racing | Pirelli Cinturato |
Cevénnes | Pirelli Cinturato | ||
1968 | MC | Dunlop Racing | Pirelli ETNA |
Dunlop SP | Pirelli Cinturato | ||
Targa Florio | Michelin X 5 1/2″ | ||
AF | Dunlop Racing | Dunlop SP | |
Akropolis | Dunlop Racing 4 1/2″ | Dunlop SP | |
Vltava | Dunlop Racing 4 1/2″ | Dunlop SP | |
Alpi Orientali | Dunlop SP | ||
Mugello | Michelin X 5 1/2″ | ||
6 Std N. | Goodyear | ||
Marathon | Michelin X 5 1/2″ | ||
de la Plata | Dunlop Racing 4 1/2″ | Dunlop SP | |
RACE | Dunlop Racing 5″ | Dunlop SP 73 | |
Sardinien | Dunlop SP 73 | ||
Vercours | Michelin 6″ | ||
RAC | Dunlop Weathermaster | Dunlop Racing | |
1969 | MC | Pirelli 5 1/2″ und 6″ | |
Daytona | Goodyear | ||
Fiori | Dunlop Weathermaster | Goodrich 5 1/2″ | |
Sestriere | Dunlop Weathermaster | Pirelli BS | |
Marokko | Dunlop Weathermaster | ||
999 Minuti | Dunlop Weathermaster | ||
Targa Florio | Michelin X 5 1/2″ | ||
Tulpen | Dunlop Weathermaster | Michelin Racing | |
AF | Dunlop SP 165×13″ | ||
Villa d’Este | Dunlop Weathermaster | ||
Cevenole | Michelin Racing 19×13″ | ||
1000 km | Michelin Racing 19×13″ | ||
Alpi Orientali | Dunlop SP44 175×13″ | Dunlop SP57 165×13″ | |
Vltava | Pirelli Cinturato 175×13″ | Dunlop Racing 19×13″ | |
Mont-Blanc | Michelin Racing 19×13″ | ||
Alpe della Luna | Dunlop Weathermaster | Dunlop Racing 19×13″ | |
Polen | Pirelli Cinturato 155×14″ | ||
Mugello | Dunlop 4.25/9.50 x 13″ | ||
Marathon | Dunlop 4.25/9.50 x 13″ | ||
San Martino di Castrozza | Dunlop SP 44 175×13″ | Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″ | |
RAC | Dunlop SP44 | ||
TdC | Dunlop 4.25/9.50 x 13″ | ||
Michelin XAS | |||
1970 | 999 Minuti | Pirelli ETNA | |
Paris-St.Raphael | Pirelli Cinturato | ||
Tulpen | Pirelli CN36 | Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″ | |
AF | Dunlop SP 175×13″ | Dunlop Racing 5,50×14″ | |
Pirelli CN36 | |||
Wiesbaden | Pirelli CN 36 185×13″ | ||
Akropolis | Pirelli ETNA | Pirelli CN36 185×13″ | |
Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″ | |||
Schottland | Pirelli ETNA | ||
Alpi Orientali | Pirelli ETNA | Pirelli CN36 185×13″ | |
Vltava | Pirelli ETNA | Pirelli CN36 185×13″ | |
Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″ | |||
Mugello | Pirelli Racing 4.50/10×13″ | Dunlop Racing | |
1000 Seen | Pirelli ETNA | ||
Alpe della Luna | Pirelli DP 34 | Pirelli CN36 | |
TAP | Pirelli DP 34 | Pirelli CN36 | |
1000 Minuten | Pirelli DP 34 | Pirelli CN36 |
E. Marquart / 4.2019
Guten Abend Herr Marquardt,
Ich bin dabei für die „La Mia Diva“ der Lancia Fulvia&Flavia IG einen Artikel über die Monte 1968 zu schreiben. Bei der Recherche habe ich Ihren Artikel zu den Reifen gefunden, ich würde Ihren Beitag gerne zitieren wollen und einen Listung der Quelle nennen (Das gehört sich so).
Ich habe nich eine weitere Frage, gerade bei der Monte: mit den sehr unterschiedlichen Startorten muß die Logistik, die Fulvias erst an die Startorte zu bringen, enorm gewesen sein. Haben Sie Informationen, wie das geschah: Transporter, Mechaniker haben diese gefahren, die Crews haben sicher wohl nicht gefahren.
Wir hatten vor längerer Zeit geschrieben, dass Ihre Berichte nicht so oft gelesen werden. Das bloße Reden hilft kaum: es muss jeder selber herausfinden, was in Ihren Artikeln an Informationen stecken (und sich vorstellen, was für Mühe in der Recherche steckt). Enorm und Danke.
Henrik Stavorinus.